20.04.2020
Positionspapier: Für einen Neustart der Wirtschaft

Lockdown-Exit: Empfehlungen der Logistik

Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise sind enorm und werden weitreichende Folgen für die Wirtschaft haben. So prognostizieren die fünf führenden deutschen Wirtschaftsinstitute einen Einbruch des BIP um mindestens 4,2 %. Die Politik hat in dieser herausfordernden Situation schnell und beherzt reagiert und der deutschen Wirtschaft mit vielen wichtigen und richtigen Maßnahmen der deutschen Wirtschaft unter die Arme gegriffen. Dafür zollt die Logistikbranche Bundesregierung und Parlament Dank und Anerkennung.


Trotz des umfangreichen Stillstands in Industrie und Handel halten Logistikunternehmen auch in der gegenwärtigen Situation die Lieferketten aufrecht und beliefern private und gewerbliche Empfänger zuverlässig mit Lebensmitteln, lebenswichtigen Medikamenten Gütern des täglichen Lebens sowie mit Waren des wirtschaftlichen Bedarfs.


Doch Gesellschaft und Wirtschaft können nicht dauerhaft im Krisenmodus verharren. Je länger der Lockdown dauert, desto weniger lassen sich gravierende ökonomische und soziale Folgen wie massenweise Insolvenzen und eine höhere Arbeitslosigkeit vermeiden.


Der Schutz der Gesundheit der Bevölkerung muss weiterhin oberste Leitlinie politischen Handelns bleiben, darf aber nicht den Blick dafür verstellen, dass tiefgreifende wirtschaftliche und ggf. damit verbundene soziale Krisen ebenfalls die Gesundheit weiter Teile der Bevölkerung nachhaltig gefährden können. Unser Gesundheitssystem muss deshalb im Gleichgewicht mit dem wirtschaftlichen Leben funktionsfähig bleiben.


Jetzt ist es notwendig, den Blick nach vorne zu richten und Strategien für eine Wiederbelebung des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens zu entwickeln, um die volkswirtschaftlichen Schäden so gering wie möglich zu halten und zu verhindern, dass die Abwärtsdynamik noch über die mit der weltweite Finanzkrise 2009 verbundene hinausgeht.


Um die Wirtschaft zurück auf den Pfad einer sich selbst tragenden Dynamik zu bringen, halten die hier genannten Verbände folgende Rahmenbedingungen für wichtig:

 

  1. Bund und Länder müssen für den Exit aus dem Lockdown unbedingt einheitliche Regeln und Verfahren erarbeiten, um bundesweit einen möglichst reibungslosen Prozess zu starten.
  2. Sämtliche Maßnahmen müssen umsichtig und verhältnismäßig geplant werden, um die Gefahr eines erneuten Lockdowns zu minimieren.
  3. Die verschiedenen Wirtschaftszweige müssen zügig, differenziert und schrittweise sowie unter Beachtung der notwendigen Schutzmaßnahmen reaktiviert werden.
  4. Politik und Wirtschaft sollten die in der Krise freigesetzten Potenziale nutzen. Die letzten Wochen haben gezeigt, dass Digitalisierung die Resilienz von Wirtschaft und Gesellschaft steigern kann. Gigabitfähige Netze und ein moderner Regelungsrahmen müssen zügig ausgebaut werden.

 

Konkret schlagen die hier genannten Verbände folgende Schritte vor:

 

  • Nach und nach müssen weitere Bereiche des Einzelhandels und anderer geeigneter Dienstleitungsbereiche öffnen, um das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben wieder in Gang zu setzen. Denn die Erfahrung hat gezeigt, dass wirksame Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz vor Ansteckung in diesem Bereich recht einfach umsetzbar sind.
  • Schulen und Kindertagesstätten sollten, soweit epidemiologisch vertretbar, schnellstmöglich geöffnet werden, um zu gewährleisten, dass Eltern ihrer Berufstätigkeit uneingeschränkt nachgehen können.
  • Unternehmen, die über einen hohen Automatisierungsgrad verfügen, sollten rasch ermutigt werden, den Betrieb wieder aufzunehmen, soweit die Produktionsverfahren und Dienstleistungen mit wenigen menschlichen Kontakten und deshalb geringer Ansteckungsgefahr einhergehen.
  • Dasselbe gilt für Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe, die in hohem Maße mit Zulieferbetrieben verflochten sind. Wenn nötig, sollten die Unternehmen Unterstützung dabei erhalten, den Betrieb wieder anzufahren.
  • Auch Unternehmen mit großer Wertschöpfung sollten politische Rahmenbedingungen vorfinden, die sie bei der Wiederaufnahme des Betriebs fördern. Denn sie schaffen erheblichen Mehrwert, aus dem die dringend erforderlichen Investitionen finanziert werden können.
  • Die Bundesregierung sollte ein Investitionsprogramm zur effektiven Beschleunigung des Gigabitausbaus und der Förderung von nachhaltigen Antrieben auflegen.

 

Die Logistikbranche ist stets ein zuverlässiger Partner von Politik und Gesellschaft. Unsere Mitgliedsunternehmen sichern Absatz- und Beschaffungswege, halten Waren und Güter in Bewegung und die Konjunktur am Laufen. Wirtschaft und Politik müssen jetzt gemeinsam an der Überwindung der Krise arbeiten und tragfähige Lösungen finden. Dafür ist es erforderlich, die Logistikbranche weiterhin in den laufenden Abstimmungsprozess einzubinden.

 

Weitere Informationen zu den Logistikweisen finden Sie hier. 

www.logistikweisen.de



Berlin, 14. April 2020